Liebe Alle,
Ich hoffe euch geht es gut!
Ich freue mich sehr euch mitteilen zu können, dass das Projekt Aamelat mit einigen Anpassungen nun in vollem Gange ist.
Die Situation im Libanon allgemein ist so instabil wie seit dem Bürgerkrieg nicht mehr. Jeden Tag werden die Menschen mit neuen Herausforderungen konfrontiert und mehrere NGOs, die zuvor noch aktiv in der Bekaa Ebene gearbeitet haben und Syrische Flüchtlinge unterstützten, haben das Land verlassen. Während der letzten paar Wochen hat die Libanesische Lira nochmals fast die Hälfte ihres Wertes verloren und die Preise der Grundnahrungsmittel schiessen weiter in die Höhe. Eine konstante Stromversorgung gibt es nun nirgends mehr im Land und der benötigte Diesel, um den Generator im Camp zu betreiben, ist aktuell für niemanden mehr erhältlich.
Nach mehreren Besuchen im Camp, vielen Gesprächen und Einschätzungen der Lage musste ich feststellen, dass direkte finanzielle Unterstützung der Frauen praktisch unmöglich ist. Geld geht immer über den Mann der Familie und so werden auch die Löhne der Frauen an die Männer ausbezahlt. Erst nach mehreren Besuchen im Lager erlaubte mir der informelle Anführer (Shawish) des Camps alleine mit den Frauen zu sprechen und selbst zu entscheiden mit wem ich mich gerne unterhalten möchte.
Im Gespräch mit den Frauen im Lager spürte ich vor allem eines, die Angst vor dem bevorstehenden Winter. Wenn sich die Lage weiterhin so rasant verschlechtert, werden sich die Familien im Camp kaum noch ernähren können. In den vergangenen Jahren haben sie jeweils in den Sommermonaten “Moonieh” (eingemachtes Gemüse) zubereitet, welches für die Ernährung der gesamten Familie bis zum Ende des Winters ausreichte. Dieses Jahr blieben die Einmachgläser leer, denn die Zutaten sind zu teuer und die vorhandenen Mittel reichen lediglich aus um aktuell über die Runden zu kommen.
Diese verschiedenen, unvorhergesehenen Umstände haben mich dazu gezwungen, die Projektidee den aktuellen Realitäten im Lager anzupassen. Ausserdem ermöglichen mir die zusätzlichen Spenden ein grösseres Projekt, als ursprünglich geplant war. Ich habe mich entschieden da zu unterstützen, wo das Bedürfnis am Grössten ist. In den vergangenen Tagen habe ich deshalb knapp zweieinhalb Tonnen Auberginen, gut eine Tonne Peperoni und die weiteren Zutaten für die typischen eingelegten Auberginen “Makdous” organisiert und ins Camp gefahren. Seit gestern sind die Dächer der Zelte gedeckt mit Peperoni, die in der Sonne trocknen und vor jedem Zelt gibt es ein Feuer mit einem riesigen Kessel darauf, in dem die Auberginen gekocht werden. Ein Bruchteil der gesamten Spenden ermöglichte mir diese Aktion und die insgesamt 80 Familien im Lager haben genug “Makdous” bis Ende Winter.
Die Nachfrage nach “Moonieh” steigt im ganzen Land, da es aufgrund der mangelnden Stromversorgung aktuell kaum noch möglich ist, Esswaren im Kühlschrank aufzubewahren. Es wird sich zeigen, ob sich aus der Produktion von “Moonieh" im Camp, neben dem Eigenbedarf ein zusätzliches längerfristiges Projekt ergibt, das weitere Unterstützung der Frauen bedeuten könnte.
Ich spüre nun vor allem auch die psychische Entlastung im Camp da durch das Projekt ein Teil der Bedürfnisse für den Winter bereits abgedeckt ist und der bevorstehende Winter weniger drohend wirkt.
Vielen Dank euch allen, die mir dieses Projekt ermöglichen.
Herzliche Grüsse,
Katrin