Liebste Booster:innen
Diesen Monat grüsse ich euch aus Cancún in Mexiko.
In den letzten drei Wochen habe ich einen Teil des Landes nach handwerklichen Techniken und den unglaublich vielfältigen Traditionen im Bezug auf Kleidung hier untersucht. In Mexiko ist es tatsächlich viel schwieriger, die Leute hinter den Kleidungsstücken zu finden, als in Indien. Hauptsächlich liegt das daran, dass sie hier nicht in Fabriken arbeiten, sondern in Ihren Dörfern zu Hause. Handwerk wird hier innerhalb der Familie weitergegeben und die Kinder erlernen es ab dem Alter von 6-8 Jahren. Für mich bedeutet das eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Kinderarbeit. Ist es verwerflich, dass Kinder nach der Schule helfen, etwas zum Familieneinkommen beizutragen (worauf die Leute hier stark angewiesen sind), wenn sie gleichzeitig zu einer Familientradition beitragen? Für uns aus der europäischen Perspektive ist es einfach, das zu verurteilen, aber auch unser Wohlstand basiert (nebst der Unterdrückung und Ausbeutung von Drittweltländern) zu einem guten Stück auf Unterstützung durch den Nachwuchs - bei uns liegt das jetzt einfach schon ein paar Generationen zurück. Ich will hier weder befürworten, noch verurteilen. Ich möchte nur diese Gedanken gerne mit euch teilen und würde mich sehr über eure Meinung dazu freuen.
Zurück zum meinen Erforschungen: Das Thema Nachhaltigkeit ist hier absolut abwesend. Zum einen hat dies bestimmt mit den beschränkten Möglichkeiten im Land zu tun, zum anderen bin ich zum Schluss gekommen, dass die hier produzierte Kleidung in einer ganz anderen Hinsicht nachhaltig ist: Eine von Hand bestickte Bluse oder eine auf de Telar de Cintura (Hüftwebrahmen - siehe Foto) produzierte Hose ist so aufwendig herzustellen, dass der Preis entsprechend höher ist und die Leute ihrer Kleidung mehr Sorge tragen. Es ist tatsächlich die umstrittene 4. Säule der Nachhaltigkeit - die kulturelle - die hier im Vordergrund steht. Im Mexiko ist der grundsätzliche Umgang mit Kleidung ganz anders und ist ein grosser Teil ihrer Kultur und ihres sozialen Austauschs.
Ich spreche hier über meine Erfahrung in den Dörfern, die ich besucht habe - in den Städten verhält es sich leider etwas anders - viel Billigmode in schlechter Qualität mit unbestimmbarer Herkunft. An touristischen Orten werden viele “handwerkliche Souveniers” vertickt, die tatsächlich maschinell hergestellt wurden oder aus anderen Ländern importiert werden.
Nächste Woche geht meine Reise weiter nach Peru, wo meine Nachforschungen wieder etwas unkomplizierter werden sollten. Mal schauen was dort so auf mich wartet!
In den kommenden Tage wird die Webseite offline sein, da nun endlich die neue in Entstehung ist! Dafür nehme ich mir jetzt hier in Cancún endlich richtig Zeit!
Alles Liebe,
Mara
Telar de Cintura - Hüftwebrahmen in Santo Tomas Jalieza, Oaxaca