Seit 4 Jahren versuche ich die kostbaren Ressourcen, welche für den Ski Bau verwendet werden, so sinnvoll und effizient wie möglich zu nutzen. Bei jedem verwendeten Material ist die Ausgangslage jeweils eine andere. Bei meinen letzten News habe ich das Thema Holzkerne und mögliche Lösungen aufgezeigt. Beim Thema Gummi, welches vor allem für die Dämpfung verwendet wird, muss ich mich fragen: wie blöd war ich eigentlich? Hier die Geschichte dazu.
Als ich vor bald 3 Jahrzehnten in die Skientwicklung und Produktion «hineingeglitten» bin war das zuerst einmal wie ein Traum, der wie aus dem Nichts wahr wurde. Denn, ich hatte gar nie davon geträumt. Aber nach intensiven Jahren der Auseinandersetzung mit Skitechnik und Biomechanik war dieser Schritt rückblickend gesehen folgerichtig.
Zuerst arbeitete ich bei Völkl, dann bei Salomon in Teams, welche sich ausdachten, wie die Form eines Skis sein soll, um damit mehr Fahrfreude zu erleben. Der ganzen Bewegung gab man den Namen Carving. Unsere Arbeitsfelder waren die Pisten und irgendwelche Besprechungsräume, aber Produktionsstätten sah ich höchstens im Vorbeigehen.
Als wir mit einer Gruppe die eigene und selbst produzierende Marke gründeten, waren wir diesbezüglich stark gefordert. Wir hatten einen guten Berater, welcher ein Team von handwerklich sehr begabten Leuten schnell voranbrachte. Es ging immer um die Frage: wie macht man dies, wie macht man jenes und somit gleich zum Thema Gummi. Wo kommt die Gummischicht rein, wie dick, wie viel? Wir erfuhren auch, dass es Gummistreifen gibt, die man im Bereich der Kante einsetzt, um zusätzliche Dämpfung zu erreichen, Schläge abzumildern. Also haben wir das auch gemacht und hatten Freude am Resultat. Und jetzt, was soll diese Geschichte?
Beim Zuschnitt von Gummi, welches vollflächig eingesetzt wird entstehen – wie bei den anderen Materialien - Resten. Nun hatte ich vor 4 Jahren entschieden die Resten nicht zu entsorgen. Die Strategie dahinter: die Resten sollten mich stören. Wenn man Abfall entsorgt, stört er nicht, er ist kein Problem, aus den Augen, aus dem Sinn! Ich sagte mir: eigentlich entsorge ich Probleme, dabei müsste ich Ideen für die Nutzung dieser Ressourcen finden. Als ich an einem Tag meinen Weg durch das "Restensortiment" bahnte musste ich beim Gummihaufen laut lachen: aus diesen Resten kann ich Streifen schneiden, um diese als Dämpfung für die Kanten zu verwenden. Voilà , meine Blödheit: wieso haben wir früher Gummiresten weggeworfen, aber schmale Gummistreifen auf Rollen bestellt? Ist sogar doppelt blöd!
Darum mein Entscheid alle Arbeitsschritte selbst zu tun, 100 mal, 1000 mal, oder noch mehr, bis es immer wieder klick macht. Es hilft mir dabei, dass ich nicht unbedingt der Typ «das macht man halt so» bin. Meine Designwerkzeuge für den Entwurf sind nicht nur der Lamy Stift, die Computermaus und das Blablaaa. Das Handwerk und die Maschinen gehören unbedingt dazu.
Die Frage wie blöd ich heute bin kann ich nicht beantworten, ich arbeite im wahrsten Sinne des Wortes daran. Und was die Idee mit der Gummiressource angeht bin ich «Open Source», jeder der sie kopiert leistet einen Beitrag.