Liebe Solidarische und Freunde Brasiliens
...länger Nichts mehr gehört von uns - unser Alltag kehrte nach Beendigung unseres Spendenaufrufes im September 2021 wieder ein. Und da gab es am 24. Februar 2022 auf einmal ein weiteres Besorgnis erregendes globales Ereignis, den der mediale Fokus nun seither ist - auch in Brasilien ist der Ukrainekrieg Thema Nummer 1.
Die Situation im "Regime Bolsoanro" hat sich seit der Zunahme der Impfquote und der Abnahme von Covid-Erkrankungen nicht um 180° gewendet - das wäre in Trugschluss! Nein, vielmehr sind die Folgen der Pandemie der bestimmende Alltag: Die Lebensmittel-Preise stiegen, viele Menschen haben zu wenig Geld um zu überleben, mit der Konsequenz dass auch die Kriminalität wieder zunimmt. Die Rhetorik Bolsonaros befindet sich weiterhin auf Kindergartenniveau und eine klare Positionierung gegenüber Putin gab Bolsonaro bislang nicht ab. Mit den Pandemie-Erfahrungen der vergangenen Jahren und den Parallelen die zu Putin beobachtbar sind, wage ich die Aussage zu machen: Wäre die Corona Pandemie anders verlaufen, wäre Brasilien heute nahe an einer Militärdiktatur. Soviel zum Alltag Brasiliens.
Unseren Familienangehörigen geht es jedoch insgesamt "gut". Graciete ist weiterhin auf Stellensuche, Luis kann dann und wann einen Lieferauftrag ausführen und Celia gibt weiterhin schulische Nachhilfestunden an Kinder. Es ist schwierig zu sagen, ob der Ukrainekrieg eine Konsequenz für sie alle im Alltag ergeben wird - wir wissen es (noch) nicht und wird auf jeden Fall abhängig der Politik Bolsonaros sein!
Claudia arbeitet seit letzten September zu ca. 15% in der Kinderbetreuung - Bestimmungszweck ihres Lohns: Direkthilfe für Brasilien. Zudem gab die Pandemie den Anstoss dazu, dass Claudia die Einbürgerung in der Schweiz anpackte. Luis wird diesen Sommer für 3 Monate zu uns in die Schweiz kommen, worauf wir uns alle sehr freuen - insbesondere Jan. Das heisst auch, dass wir dieses Jahr nicht nach Brasilien gehen werden.
Im Herbst wird in Brasilien ein neuer Präsident gewählt (auch Bolsonaro wird voraussichtlich wieder antreten), was soviel bedeutet, dass ab 1. Januar 2023 eine (neue) Person das 212 Mio. Land regieren wird - wir haben die Hoffnung, dass ein Kurswechsel geschehen wird. Die bisherigen Umfragewerte zeigen jedoch, dass Bolsonaro an Boden verliert und sein Herausforderer Lula an Boden gewinnt. Es ist sehr schwierig eine Prognose zu stellen - Brasilien ist ein Land, wo sich schnell etwas verändern kann.
Ich möchte nochmals ein ganz grosses Dankeschön an die Solidarität unserer "Idee" an die Booster aussprechen. Es ist keine Selbstverständlichkeit solidarisch zu sein - Krisenherde gibt es so viele auf der Welt - deshalb nochmals: Muito Obrigado pra todo!
Ich wünsche Euch allen nur das Beste - bleibt weiterhin solidarisch!
Con muito Carinho e um Cheiro forte
Simon & Claudia
(Bild aus Internet, "Wie man Solidarität in der Schule lernen kann", 2022)