Crowdfunding als Marketingmassnahme
Zwei Jahre tüftelte David Müller am stimmigen Stuhlkonzept.
Mit seinem «aargauer stuhl» erfüllt sich David Müller, Möbelschreiner und Gestalter aus Oftringen AG, einen Traum: Ein Stuhl zu 100% im Aargau entwickelt und hergestellt. Eine Crowdfunding-Kampagne soll nun die Produktion einer ersten Serie von 50 Stühlen finanzieren.
Um das zu erreichen, wird der Crowdfunding-Auftritt mit einem ganzen Paket an Marketingmassnahmen unterstützt: Website, Flyer, Plakate, Präsenz auf vier verschiedenen Social-Media-Kanälen, Medienarbeit sowie Anlässe zum Probesitzen in verschiedenen Schweizer Städten. Der «aargauer stuhl» steht zudem im Schaufenster einer Buchhandlung und in der Schalterhalle einer örtlichen Bank läuft das eigens produzierte Video.
Seine Frau, die auch die Idee für das Crowdfunding hatte, betreut die Aktion als Projektleiterin. Für Spezialarbeiten wie Grafik, Studiofotos, Texte, Video etc. holte man sich externe Unterstützung. Vieles wurde aber selbst organisiert, so auch die diversen Anlässe. «Das war nicht immer einfach und brauchte nebst viel Zeit auch eine dicke Haut», so Müller. Von den Absagen liess er sich aber nicht beirren, das gehöre halt eben dazu.
Learing by doing
Der Einsatz von Sozialen Medien bzw. der Aufbau einer Community auf Facebook, LinkedIn, Instagram und youtube war für beide Neuland. «Da mussten wir viel dazu lernen und auch gewisse Hemmungen ablegen». Die Kanäle werden regelmässig mit neuen Inhalten bespielt, welcher in Eigenregie produziert wird. Eine aufwändige Arbeit, die aber Erfolge zeigt. So wurden die ersten Stühle von ihnen bisher unbekannten Personen gekauft, die in den Sozialen Medien darauf gestossen sind.
Für David Müller geht die Crowdfunding-Aktion über die Beschaffung der finanziellen Mittel hinaus. Er denkt längerfristig und ist überzeugt, dass er damit auch einen nachhaltigen Werbeeffekt erzielt. Durch die begleitenden Marketingmassnahmen erreicht er potenzielle Neukunden, die er sonst nie erreichen würde. So lässt sich beispielsweise via Soziale Medien ein Netzwerk aufbauen, das auch in Zukunft genutzt werden kann. Es ersetzt nicht den persönlichen Kundenkontakt, kann aber als Türöffner wirken.
Crowdfunding ist kein Selbstläufer
Mittels «Schwarmfinanzierung» wurden ursprünglich Start-ups und Anschubfinanzierungen im sozialen und kulturellen Bereich realisiert. Heuten finden sich auf den Plattformen die verschiedensten Projekte. Bisher jedoch wenige aus der Schreinerbranche.
Was gilt es zu beachten? «Es braucht ein gutes Konzept. Dann darf man den Zeitaufwand nicht unterschätzen und man muss bis zum Schluss dranbleiben», erklärt Müller. Zudem dürfe man sich nicht nur auf das Crowdfunding abstützen. Für die professionelle Umsetzung sollten eigene Mittel zur Verfügung stehen. (mw)
www.schreinersicht.ch
Einen grossen Dank an Marianne Wegmüller für den umsichtigen Bericht!