Von links: Mattia Bacchini, Maurice Steffes, Pierre Martin und Walter Stadelmann in der Backstube. | Bild: Corinne Glanzmann (Luzern, 26. Januar 2017)
LUZERN ⋅ Walter Stadelmann hat für seinen Betrieb in der Altstadt einen Nachfolger gefunden. Das sei alles andere als einfach gewesen. Zum Erfolg führten eine spezielle Aktion – und Spender aus ganz Europa.
Bäckermeister Walter Stadelmann (58) ist rundum zufrieden; seine Suche nach einem Nachfolger für die Bäckerei Merz in der Luzerner Altstadt hat geklappt. Ab 1. August übernimmt der 22-jährige Maurice Steffes. Er ist deutscher Bäckermeister und lässt sich seit letztem Juli im Betrieb einarbeiten. Einen Schweizer Nachfolger konnte Stadelmann nicht finden, obwohl sich einige gemeldet hatten. «Doch dann wollten sie nur den Verkaufsladen oder scheuten den Zeitaufwand, den unser Beruf mit sich bringt.» Stadelmann wollte Laden und Backstube aber als eigenständigen Betrieb in sicheren Händen wissen – mit Maurice Steffes habe er das nun.
Der junge Bäcker reiste mit seinem Kollegen Mattia Bacchini (25) an, der jetzt ebenfalls in der Bäckerei arbeitet. Die beiden kennen sich seit der Ausbildung. «Eigentlich wollten wir beide etwas Eigenes in Deutschland oder in Italien eröffnen», sagt Steffes. Dort hätten sie aber nichts gefunden, weshalb sie ihre Suche auf die Schweiz ausgedehnt hätten. «Hier in der Eisengasse wurden wir fündig.» In Deutschland, so Steffes, hätte er zwar Arbeitsmöglichkeiten in Grossbäckereien gehabt: «Doch nur um die Knöpfe zu bedienen, brauche ich keine Meisterausbildung, dafür liebe ich das Handwerk zu sehr.» Mit dem Wechsel werde sich für die Kundschaft im Sortiment nichts ändern, so Steffes. Durch die gute Einarbeitung sei auch die Qualität weiterhin garantiert.
200 Spender zahlen Ausbildung
Um einen Nachfolger zu finden, schlug Stadelmann einen speziellen Weg ein: Mittels Crowdfunding sammelte er Geld, um dem Nachfolger die nötige Ausbildung für die Betriebsführung zu ermöglichen. Das Ziel wurde erreicht, und es kamen rund 60000 Franken zusammen (wir berichteten). Gespendet haben um die 200 Personen – laut Stadelmann nicht nur aus der Schweiz, sondern aus ganz Europa. «Mich hat die grosse Anteilnahme sehr berührt.» Wer spendete, konnte ankreuzen, ob er ein Goodie – eine kostenlose Zugabe – wollte. So etwa einen Einkaufsgutschein, eine Betriebsbesichtigung samt Frühstück oder ein gemeinsames Lebkuchenbacken mit Freunden. Davon hätte etwa ein Viertel Gebrauch gemacht. Diese Spender wird Stadelmann jetzt kontaktieren. «Wer will, kann sich natürlich bei mir direkt im Laden melden», fügt Stadelmann hinzu. Und geht er jetzt in die Frühpension? «Nein, ich habe noch mein Büro im Haus und bin bis Ende Jahr mehr oder minder in der Nähe. Doch nächstes Jahr werde ich mit mal richtig Ferien machen. Das heisst länger als nur zehn Tage wie in den letzten 30 Jahren.»