Liebe Spenderinnen, liebe Spender
Viel ist geschehen seit ich mich das letzte Mal bei euch gemeldet habe.
Hier folgt nun der Bericht über den letztjährigen Aufenthalt in Serbien, den ich zusammen mit einer Dolmetscherin dort verbracht habe, um das Vorhaben Maja und ihren fünf Töchtern zu helfen voranzutreiben. Diese Reise war dringend nötig da wir aus der Ferne nichts bewegen konnten und Branislav, unser Partner vor Ort, aus privaten und beruflichen Gründen bereits überlastet war. Ferner möchte ich euch auch über die weiteren Schritte, die wir nach dieser Reise in die Wege geleitet haben informieren.
Um ein komplettes Bild der Situation zu gewinnen suchten wir das Gespräch zuerst mit Maja, mit ihren Familienangehörigen, den Eltern des verstorbenen Familienvaters Boban und schließlich mit den Ämtern in Belgrad und der südserbischen Stadt Lescovac, die mit dem Fall Maja, Boban und den Kindern befasst sind.
Wir trafen Maja im Belgrader Zentrum um noch einmal in ihren Worten zu erfahren was bis dato Geschehen war. Nachdem Boban durch den Elektrounfall verstarb, schaffte es unser Künstlerfreund Branislav, der Witwe Maja und ihren Kindern zu einer provisorischen Unterkunft in einer Kontainersiedlung weit außerhalb Belgrads zu verhelfen.
Um Neujahr rum holten die Eltern von Boban die älteste Tochter zu sich. Aufgrund innerfamiliärer Zwiste und Unstimmigkeiten mit anderen Siedlungsbewohnern aber auch wegen des harten Winters und chronischen Hungers, entschied sich Maja, ihre Kinder in ein städtisches Kinderheim zu bringen und suchte Zuflucht in einem Heim für Frauen, wo sie jedoch nicht lange bleiben durfte. Die Mädchen wurden bald in ein Kinderheim nach Lescovac verlegt, da sie noch immer dort gemeldet waren. Wir kauften Maja ein Busticket damit sie ihre Kinder besuchen konnte. Außerdem suchten wir die Leute auf, bei denen Maja wohnte, da sie unverschämte Forderungen an uns stellten.
Die Eltern Bobans wohnen in einer Wohnung in einem Vorort von Belgrad namens Jabucki Rit. Dort, bei ihren Großeltern, hat die älteste Tochter von Maja Zuflucht gefunden. Mit unserem Überraschungsbesuch konnten wir uns davon überzeugen, dass sie es gut hat bei den Großeltern. Ihre Wohnung ist in einem Neubau und sie verfügen über einen guten Komfort. Wir unterhielten uns lange mit ihnen über die Geschehnisse und die Situation Majas und der Mädchen. Unser Angebot sie finanziell zu unterstützen lehnten sie ab. Das akzeptierten wir, da wir überzeugt davon sind, dass es Majas älteste Tochter bei ihnen gut hat.
Zwischenzeitlich besuchten wir auch die Mutter von Maja in einem Dorf in der Nähe der südserbischen Stadt Procuplije. Wir hatten Glück das Haus der Mutter sogleich zu finden und sie Zuhause anzutreffen. Das Gespräch mit ihr war sehr aufschlussreich um ein wenig mehr verstehen zu können.
Wir vereinbarten Termine in den Sozialämtern in Belgrad und in Lescovac. Bei diesen Gesprächen mit den Beamten erfuhren wir, dass die vier jüngeren Mädchen bereits seit dem Frühjahr 2017 bei Gastfamilien in Lescovac untergebracht wurden. Das überraschte uns da selbst die Mutter keine Kenntnisse davon hatte.
Die Mitarbeiter des Sozialamtes in Leskovac lehnten unsere Spendenhilfe für die Kinder aus rechtlichen Gründen ab. Die Gastfamilien würden bereits für den Unterhalt, die Pflege und die Schulbildung der Kinder finanziell unterstützt. Sie garantierten uns, dass die Gastfamilien sorgfältig ausgewählt wurden. Die mittleren Mädchen durften zusammenbleiben, da sie bereits eine starke Bindung zueinander hatten. Das kleinste Kind kam bei einer anderen Familie unter.
Von der Existenz der ältesten Tochter waren die Sozialbeamten nicht informiert, versprachen uns jedoch, sich um die Erlangung der nötigen Dokumente zur rechtlichen Erfassung der 13-Jährigen zu kümmern.
Schließlich trafen wir uns mit dem Direktoren, Lehrerinnen und einer Sozialarbeiterin und Psychologin der Branco Pesic Schule im Belgrader Stadtteil Zemun. Ursprünglich erhofften wir uns, dass die Schule Majas Kinder aufnehmen würden, was sie auch getan hätten, jetzt war uns ihr Rat wichtig, da sie täglich mit ähnlichen Situationen umgehen müssen. 80% der Schüler – Kinder und Erwachsene – kommen von Familien der serbischen und kosovarischen Minderheit der Roma aus den umliegenden Armensiedlungen. Für diese Schüler bietet die Schule einen Ort zum lernen, wo sie akzeptiert und geschützt sind. Die Sozialarbeiterin und Psychologin der Schule überzeugte uns davon, dass es die Kinder von Maja in den Gastfamilien aufgrund der ärztlichen Versorgung, der Schulbildung, des regelmäßigen Essens und des warmen Zuhauses besser haben würden. Es blieb uns nichts anderes übrig als zu hoffen und zu glauben, das dem wirklich so ist.
Da das Spendengeld in erster Linie für Bobans und Majas Kinder gesammelt wurde um ihnen das zu ermöglichen, was sie mittlerweile in den Gastfamilien hatten, nämlich eine Schulbildung und ein sicheres Zuhause, weiterhin Maja mittlerweile bei ihren Familienangehörigen aufgehoben war und nicht zuletzt weder die Gastfamilien noch Bobans Eltern finanzielle Unterstützung annahmen, entschieden wir, nach langem Abwägen, die Spendengelder an die Branco Pesic Schule in Zemun zukommen zu lassen.
osbrankopesic.edu.rs
Ein leerer Magen macht die Schüler oft unkonzentriert, was dazu führt, dass der Hunger sie wieder auf die Straßen treibt. Um diesem wiederkehrenden Problem vorzubeugen, wurden unsere Zuwendungen in eine neue Schulkantine investiert, was wir für sinnvoll befanden, damit die Kinder zukünftig regelmäßig Mahlzeiten zu sich nehmen können.
Die Kücheneinrichtung wurde bereits organisiert, es fehlen noch die Verlegung eines entsprechenden Stromanschlusses für einem industriellen Küche und das Geschirr. Bis zur ersten Mahlzeit für die Kinder und die vielen Migranten, die ebenfalls Zuflucht fanden und finden in der Schule, ist es nicht mehr so weit.
Die hochgeladenen Bilder zeigen den derzeitigen Stand der Kantine.
Mit der Hoffnung, diese Entscheidung sei im Sinne aller Spenderinnen und Spendern, verbleibe ich mit tiefstem Dank und sende herzliche Grüße in die Runde.
Daniela Gugg
PS: Falls noch Fragen offen sein sollten, könnt ihr mich gerne kontaktieren. Gerne bin ich bereit alle Fragen so gut wie möglich zu beantworten.