Zuerst die freudige Nachricht: Wir haben unser Ziel tatsächlich erreicht und 10’000 CHF zusammentragen können. HERZLICHEN DANK dafür. Jede einzelne Spendender:in hat mitgeholfen!
Wir sagen’s gerade heraus: Das Visum wurde abgelehnt… Huff…Auf einem Ankreuz-Zettel auf Deutsch haben die drei Beduine ihre Absage zum Besuch in den Schengenraum erhalten. Grund dafür ist Absagegrund Nr. 13 (die meist verwendete Begründung): „Es bestehen begründete Zweifel an ihrer Absicht, vor Ablauf des Visums aus dem Hoheitsgebiet der Mitgliedsstaaten auszureisen.“
Wir waren uns bewusst, dass die Möglichkeit einer Ablehnung bestehen kann, sind wir über den Entscheid doch auch überrascht. Um dies zu vermeiden, haben wir und auch die Beduine alles in unserer Kraft stehende getan, um genügend Gründe gegen diesen Ablehnungspunkt Nr. 13 vorzuweisen. Folgendes haben wir bisher unternommen:
Terminvereinbarung Botschaft (Kosten + sehr viel Zeit beansprucht)
Zusammenstellung von Dokumenten
- Antrag zur Visumserteilung
- Offizielles Einladungsschreiben durch uns
- Bürgschaft der Einladenden zur finanziellen Absicherung mit Nachweis eigener finanzieller Mittel (extra Beantragung persönlich vor Ort in Ausländeramt + anfallende Kosten)
- Flüge nach Deutschland gebucht (müssen Direktflüge und Linienflug sein)
- Reisekrankenversicherung ohne Limit (inkl Absicherung Corona etc)
Transfer der Originalpapiere nach Dahab (Post zu unsicher, deshalb Reisender mitgegeben), inkl mehrere Kopien der Dokumente
Durch Beduine zusätzlich zusammengetragen und selber finanziert:
- Beantragung von Reisepässen
- Vorweise von Hauseigentum, Heiratsurkunde, Geburtsurkunden Kinder
- Schriftliche Bestätigung eines gesicherten Arbeitseinkommens
- Nachweis finanzieller Mittel (Bankstatement der letzten 6 Monate)
- Nachweis Bescheinigung der Reisetätigkeiten der letzten sieben Jahren (kann nur in Kairo persönlich beantragt werden)
- Alles übersetzt auf Deutsch, von durch Botschaft akzeptierte amtliche Übersetzer.
- Reise nach Kairo (ca 10h mit Auto) + Aufenthalt
- Termin auf Botschaft wahrgenommen, Fingerabdrücke, Dokumente etc abgegeben
Wir haben damit alle notwendige Unterlagen erbracht, korrekt nach Vorgabe und trotzdem keine Chance für ein Besuchervisum. Da viel Aufwand, Geld, Zeit, Energie von uns und den Beduinen getätigt wurde, viel Hoffnung hineingesteckt und nun auch viel Wartezeit, ist die Enttäuschung offensichtlich sehr gross. Schlussendlich sind die Beduine finanziell nicht privilegiert genug. Es ist also nicht möglich, dass Sibylle einen Freund aus Ägypten zu sich nach Hause einladen kann.
Was bedeutet das? Wie geht es weiter? Wir haben Kontakt aufgenommen mit einem Deutschen Anwalt für Ausländerrecht. Erfahrungsgemäss ist eine Visumsbeantragung für drei unprivilegierte Ägypter so kaum möglich, Chance sehr klein, auch wenn alle Unterlagen korrekt vorliegen. Die grösstmöglichste Chance, die wir haben, ist es, eine sofortige Klage einzureichen für nur einen der Beduine, der mit den grössten finanziellen Mitteln. Für die anderen beiden kann ein Widerspruch auf Deutsch eingeleitet werden, innerhalb eines Monats, damit die Unterlagen nochmals geprüft werden. Auch wenn dabei die Chancen fast gleich null sind, haben wir dieses Wiederspruchsverfahren eingeleitet. Auch mit der Klage gibt es keine Garantie auf ein Besuchervisum in den Schengenraum, da man darauf keinen Rechtsanspruch hat, sondern es sich um einen Ermessensentscheid handelt. Nach einem längeren Team-Meeting mit allen Beteiligten ist es für uns klar, dass wir diesen Weg weiter gehen wollen und darum kämpfen, wenigsten einem der drei Beduinen diese Reise zu ermöglichen und daraus einen Film entstehen zu lassen. Unser gemeinsames Filmprojekt schlägt damit eine andere Richtung ein: Wir beleuchten die Umstände und Herausforderungen einer offiziellen Beantragung eines Besuchervisums für den Schengenraum. Ein Teil des Geldes für die Produktionskosten des Films werden die Gerichtskosten und die Anwaltskosten für die Klage sein. Unser Anspruch dabei ist es, nicht einfach einen weiteren politisch kritischen Dok-Film zu machen, der aufzeigt, was in der Welt alles ungerecht ist. Unser Ziel war es von Anfang an, etwas zu konstruieren, schöne Begegnungen zu schaffen, gemeinsam zu kreieren, ins Licht zu rücken, was mit Freundschaft möglich ist, auch interkulturell. Obwohl der Visumsentscheid ein Schlag für uns alle war, verlieren wir nicht den Mut, unser Projekt mit guter Energie voranzutreiben und trotz allem mit Freude weiterzuarbeiten. Wir sind sicher, dass wir auf einem anderen Weg gemeinsam einen guten Dokumentar-Film kreieren können und den Film zur Betrachtung aller Argumentationen der Schwierigkeiten von gleichwertigem Reisen und gegenseitigen Besuchen voranbringen.
Ãœber weitere Neuigkeiten werden wir Euch auf dem Laufenden halten. DANKE, dass Ihr ein Teil davon seid!!