Wenn die Kugel rollt und die Spielautomaten surren, schlägt das Herz höher und der Adrenalinspiegel steigt. Die Kontrolle wird abgegeben, nur die Hoffnung auf den Gewinn gilt als Pfand. Auch der Zuschauer gibt einen Teil seiner Kontrolle ab, wenn er an der Theaterkasse eine Karte zieht, die den weiteren Verlauf des Abends beeinflusst.
Géraldine Boesch und Martin Obrist aus dem Regiekollektiv „Die unteren 10000“ thematisieren in ihrem Stück „Rien ne va plus“ die Freude am Scheitern. Zusammen mit einem neunköpfigen Ensemble untersuchen sie die Strategien, welche in Casinos und Spielhöllen eingesetzt werden und fühlen so der menschlichen Natur auf den Zahn. Das Casino entpuppt sich selbst als Labyrinth, das die darin Gefangenen täuscht und auf Irrwege leitet. Durch dicke Mauern abgeschottet, in einer fensterlosen Scheinwelt isoliert, wissen wir: Es gibt einen Ausweg. Aber wir sehen ihn nicht. Und da hin und wieder doch die richtige Karte ausgespielt wird, erscheint das Labyrinth, mit seinen kühlen Getränken, der konstanten Temperatur und Luftfeuchtigkeit ziemlich komfortabel. Warum also ausbrechen, wenn die Grundbedürfnisse gedeckt und unschätzbare Gewinne nur einen Zufall weit entfernt sind? Ausgehend von Texten von Meistern des Absurden wie Arrabal, Pinter, Ionesco und Dostojewski entwickelte die Gruppe eine fragmentierte Inszenierung, die nicht beim Casino halt macht und Illusionen des Alltags thematisiert. Habe ich den Herd wirklich ausgemacht? Ist die Haustür immernoch abgeschlossen?
Von Mittwoch, 5. Februar bis Samstag, 8. Februar jeweils um 20.30 Uhr findet das Spektakel im Obergeschoss der Villa Stucki statt. Das Restaurant im Erdgeschoss ist geöffnet und lockt mit kulinarischen Casino-Köstlichkeiten. Kommen Sie vorbei und ziehen Sie eine Karte. Denn es gibt einen Ausweg.
Doch was wäre ein Theater ohne Bühnenbild, Requisiten und Darstellende? Da die Glücksfee im Casino oft mit Abwesenheit glänzt und uns somit die Produktionskosten verwehrt, sind wir auf deine Unterstützung angewiesen!
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