.. aus dem Buch "Ein Schutzengel kommt selten allein"
von Chantal Bavaré
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Einige Tage später steht sie nach der Uni am Métro-Bahnsteig und wartet gemeinsam mit hunderten anderen Menschen auf den Untergrundzug. Dieser Tag ist wieder einmal perfekt gewesen. Heute hat sie sogar mit einem attraktiven Jungen geflirtet. Das hat ihr nach der Enttäuschung mit Maurice sehr gut getan. Nichts Ernstes, sie hat ihn schon oft im Hof der Uni bemerkt, aber mehr ist nicht passiert. Er scheint bei der Frauenwelt sehr beliebt zu sein, ist immer umgeben von jungen, perfekt aussehenden Girls. Als er sie angesprochen hat, hat ihr Herz einen Moment lang einen Sprung gemacht. Er wird heute abend auch dabei sein, wenn sie sich auf dem Mont Royal treffen. Auf dem Hausberg Montréals üben gruppenweise Menschen auf ihren Trommeln, im Kreis sitzend. In der Uni wird oft darüber gesprochen und heute gehen sie sich das anschauen.
"Mal sehen, vielleicht ergibt sich ja eine Fortsetzuuuuuu....." Naida wird es wieder schwarz vor Augen, sie schwankt und fliesst in Richtung Boden. Die Menschen um sie herum kreischen und weichen ihr aus, ausser ein Mann um die fünfzig in der Nähe von ihr. Er reagiert sofort, springt Naida entgegen und fängt sie auf, bevor sie ihren Kopf auf dem Boden aufschlägt. Langsam legt er sie hin, unter ihrem Kopf seine zusammengeknüllte Jacke. Er tätschelt ihre Backen und spricht sie immer wieder an. "Madame, âllo! Hören sie mich? Madame?!" Der Menschenmenge um sie herum verschwindet, als die Métro einfährt und die Türen sich öffnen. Andere Menschen strömen aus dem Zug heraus und verschwinden auf den Rolltreppen. Naida kommt wieder zu sich und öffnet erschrocken und erschöpft die Augen. "Wo bin ich, was ist los?" Der Mann schüttelt den Kopf. "Auf dem Bahnsteig sind wir. Sie müssen sich unbedingt untersuchen lassen. In ihrem Alter ist dies nicht normal! Soll ich sie zu einem Arzt bringen oder den Notfallwagen rufen?"
Naida winkt energisch ab. "Non, non, c'est bon comme ça, es geht schon, vielen dank." Sie versucht sich aufzurichten und bleibt noch ein wenig im Sitzen. In ihrem inneren Auge blitzt und leuchtet es, es geht eine Weile, bis sie die Bilder wieder normal erfasst. Eine Sekunde lang sieht sie wieder ihren Vater vor ihrem inneren Auge, dann ist er weg.
Benommen schüttelt sie den Kopf. "Hören sie, monsieur. Ich danke ihnen herzlich für ihre Hilfe. Ich bin bald daheim, und dann leg ich mich hin. Vielen Dank, danke." Sie steht mit seiner Hilfe auf, einige neue Gucker haben sich um sie formiert. Eine Frau bietet ihr an, sie Heim zu begleiten. "Nein, danke, sie sind zu gütig, danke." Als die nächste Métro eintrifft, steigt sie ein, sich nochmals bedankend. Bis sie in der Avenue de McDonald ist, erscheint ihr wie ein kleiner Kampf. Immer wieder ist ihr schwindlig und es fällt ihr schwer, sich auf ihren Weg zu konzentrieren. Kaum ist sie daheim, kommt ihr Gastgeberin Dominique aus ihrem Zimmer, sie reagiert sofort. "Mon Dieu, was ist mit dir, chérie? Komm, hier, setz dich auf den Stuhl, ich zieh dir die Jacke aus."
Naida lässt mit sich machen, was Dominique will. Einerseits ist sie froh, endlich hier zu sein, andererseits graut ihr vor den Fragen, mit denen sie jetzt gleich von ihrer Madame konfrontiert wird. "Dominique, merci à toi, aber ich geh jetzt hoch, ok?" Dominique drückt sie sanft zurück auf den Stuhl. "Nein, meine Liebe. nein. Du bist im Moment zu schwach, merkst du das nicht? Was ist nur passiert? Hast du Schmerzen? Ist dir übel? Erzähl mir, wie es dir geht!"
"Mmh. Interessante Frage. Wie geht es mir?" fragt sich Naida im Stillen. Sie weiss es selber nicht, der Zugang zu ihrem Körper scheint weg zu sein. "Es geht mir gut, Dominique, ich spüre nichts. Ich hab wohl einfach zu wenig geschlafen, c'est tout." Dominique schaut sie ernsthaft besorgt an, atmet tief durch. "Schau, meine Liebe. Genau das glaube ich dir nicht. Aber in diesem Hause wird gemacht, was ich sage. Ich rufe jetzt meinen Hausarzt an und wir werden tun, was er uns sagt, ist das klar?!" Sie dreht sich bestimmt um und verschwindet.
Naida wird es wieder schwarz vor den Augen.
Sie erwacht im Krankenhaus wieder. Neben ihr steht Dominique und hält ihre Hand. Auf der anderen Seite des Bettes steht ein Mann in einem weissen Kittel und hinter ihm sieht sie die Umrisse von ihrem Schutzengel Maya. Schnell schaut sie weg, konzentriert sich auf Dominique. "Was ist passiert?" fragt sie mit trockener Stimme.
"Mädchen, du machst Sachen! Du hast mir nie gesagt, dass du schon wegen Brustknoten operiert worden bist! Weshalb nicht?" Dominique's Stimme wird höher. Sie macht sich nur Sorgen, Naida weiss das, und einen Augenblick lang tut es ihr sehr leid, dass sie ihre neue mütterliche Freundin nicht von Beginn an über alles aufgeklärt hatte.
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euch einen wundervollen start in die neue woche wünschend, grüsse ich herzlich
chantal