Nach nun fast 3 Monaten (huch!) ist es nun Zeit für eine erste Zwischenbilanz unserer geschäftlichen Aktivitäten und höchste Eisenbahn, uns wieder einmal mit Nachrichten zu melden. Wie wir beide finden, bietet sich jetzt gerade ein stimmiger und günstiger Augenblick an, uns mit News über unser Projekt an euch zu wenden. Es brauchte Zeit, die Dinge zu entwickeln und wir können nun einiges berichten sowie erste messbare Erfolge vorweisen. Es bringt ohnehin nichts, am Gras zu ziehen, damit es schneller wächst ☺.
Letztes Mal haben wir angekündigt, dass wir bald schon die Brütereitätigkeit in Angriff nehmen können. Dies taten wir und auch - mit Erfolg. Am 26. Februar haben wir die ersten Eier in den Brüter gelegt. Und sogleich haben wir festgestellt, dass wir es mit anderen Bedingungen zu tun haben als in der Schweiz. Sprich mit fast 40 Grad Aussentemperatur hatten wir nicht, wie es oft in den kälteren Breitengraden der Fall ist, mit der Konstanthaltung der Temperatur im Brutapparat zu kämpfen, sondern eher mit der, der Raumtemperatur. Wenn es nämlich ab Mittag so richtig heiss wird, dann steigt automatisch auch die Temperatur im Innern des Apparates. Ein schwieriges Unterfangen, da wir weder über Klimaanlage noch Ventilatoren verfügen, um auch nur irgendwie ansatzweise Kühlung herstellen zu können. Wir mussten uns ganz schön was einfallen lassen. Hei! - wir waren wirklich kreativ und haben improvisiert, was das Zeug hält. Ich, Anja, habe mich auf vielen Foren getummelt. Die Schwierigkeiten, die mir dort begegnet sind, hatten wir nicht. Im Gegenteil! Wir mussten viele Problemlösungen zu ähnlichen Fragestellungen quasi umgekehrt denken und dann (angepasst an unsere Situation) auch invers anwenden, damit wir den gewünschten Effekt erzielen konnten. Ich habe aus den Beiträgen in den Foren gelernt, dass das filigrane Gleichgewicht in Bezug auf die Temperatur und Feuchtigkeit in keiner Weise Schwankungen unterliegen darf. Dies sei höchst abträglich für die Schlupfquote. Ich habe unter anderem so Sachen gelesen wie z.B, dass einige die Türen ihrer Brüter nur kurz geöffnet haben und dann nur ganz wenige Küken geschlüpft sind. Oder auch, dass minime Temperaturschwankungen zu einer geringen Schlupfrate geführt haben. Tja, was soll ich sagen: Bei uns an der Front ging es anders zu und her ☺! Wir mussten mit harten Bandagen kämpfen, damit die Temperatur nicht zu hoch steigt und einigermassen konstant bleibt. Auch mit der Luftfeuchtigkeit haben wir uns rumgeschlagen. Schwankungen sind bei uns normal und auch weitaus grösser ausgefallen, als wir dies bei anderen gelesen haben. Auch die Türe geht bei uns schon mal auf und zu. Aber was sollen wir tun, bei uns geht es nun mal hart zu und her und wir müssen uns zu helfen wissen.
Ja, wir haben gebangt und gehofft (und wie!!!). Beim ersten Schlupf haben 27 von 28 Küken das Licht der Welt erblickt. Welch eine Freude! Dieses Verhältnis bzw. diese Quote konnten wir auch in den kommenden Horden plus ou moins erzielen und sind damit vollauf zufrieden. Offenbar machen wir das, was wir tun gar nicht so schlecht! Die Henne verlässt beim Brüten ja auch mal ihr Nest ☺. Wir haben seit Beginn im Februar nun die 5. Generation ausgebrütet. Die letzten sind gerade diesen Dienstag geschlüpft und sind alle wohlauf.
Auch bei der Aufzucht der Hühner legen wir uns voll ins Zeug und sind ständig darauf bedacht, die besten Rahmendbedingungen herzustellen, so dass es den Hühnern rund um gut geht und wir beste Qualität sicherstellen können. Wir haben aufmerksam und effizient gebrütet und unsere schönen, grösser werdenden Küken haben Gefallen gefunden. Es hat sich herumgesprochen, dass wir eine „Maschine“ haben, die Küken „macht“ und wir alles daran setzten, auch schöne Hühner aus ihnen erwachsen zu lassen.
Wir haben nun einen grossen Coup gelandet und wir konnten ein beliebtes Hotel als unseren ersten Grosskunden gewinnen. Diese Woche haben wir unseren Kunden das erste Mal erfolgreich beliefert. Unsere Mühe zahlte sich aus! Mir, Anja, tat es wahrlich weh im Herzen, meine Babys hergeben zu müssen. Auch Lamine war es mulmig zumute. Aber wir waren stolz, dass unsere Poulets geschätzt wurden und wir gute Arbeit geleistet haben. Ein weiteres Hotel hat bereits Interesse angemeldet. Gute Aussichten!
Ganz besonders freut es uns, dass wir mit zunehmender Arbeit und Erfolg nun auch einen Jungen bei uns beschäftigen können. Sein Name ist Jonas und wie alt er ist, können wir leider nur ungefähr schätzen, denn er weiss es selbst nicht. Das ist nicht untypisch, viele wissen hier ihr genaues Alter nicht. Wir schätzen ihn auf zarte 14-16 Jahre, ist schwer zu sagen. Sein Vater hat die Familie verlassen und sich aus der Verantwortung gestohlen. Nun lebt er zusammen mit seiner Mutter in desolaten Lebensverhältnissen. Die Armut ist gravierend und zeichnet beide sehr. Es war Lamine, der Jonas Potential entdeckt hat, als dieser für uns einmalig eine Besorgung erledigte. Dies hat er mit so viel Engagement und Zuverlässigkeit gemacht, so dass Lamine nicht zögerte. Wir beide haben daraufhin Jonas das Angebot unterbreitet, bei uns zu einem für die hiesigen Verhältnisse (vor allem für einen Jungen in diesem Alter) sehr guten Einstiegslohn zu arbeiten und zu lernen. Mit Potential nach oben, wenn er sich bewähren würde. Da Jonas sichtlich erfreut Interesse bekundete, haben wir uns, ganz wie es sich gehört, bei der Mutter vorstellig gemacht und persönlich angefragt, ob sie ihren Sohn unserer Obhut anvertrauen würde und einverstanden wäre, wenn er bei uns arbeiten und lernen würde. Schule konnte er bisher nicht machen, da kein Geld vorhanden war. Das wäre nun eine gute Chance für diesen Jungen, irgendwie im Leben vorwärts zu kommen. Zu unserer aller Freude kamen wir zu einer Übereinkunft. Lamine führt gut und mit strenger Hand, fordert und fördert seinen „Lehrling“ wo er kann. Er ist streng und will gute Arbeit und Engagement sehen, aber ist total wohlwollend und hat ein grosses Herz. Die zwei arbeiten sehr effizient zusammen und machen das offenbar gut, denn man sieht’s den Hühnern an.
Das ist das eigentliche Hauptziel unseres Projekts – Jungen Senegalesen eine berufliche Perspektive im eigenen Land und vor allem in einer armen Zone wie der Casamance zu vermitteln. Ein Anfang haben wir schon gemacht – einfach so und ganz natürlich ist es dazu gekommen. Wir haben nicht lange gefackelt und uns, wie wir beide das sehen, richtig entschieden. Jonas bewährt sich jetzt schon ein paar Wochen ohne nachzulassen und wir hoffen, dass es so weitergeht. Wir haben Freude an diesem tollen Jungen (siehe Foto)!
Freuen tun wir uns auch auf unsere Solarpanels, die in Kürze eintreffen werden! Wir haben plötzlich doch die Möglichkeit gekriegt, unsere Panels nach Senegal zu transportieren. Wir mussten zwar für den Erwerb der Batterien und der erforderlichen Zusatzartikeln tief in die Tasche greifen, jedoch repräsentiert der Strom einer unserer Hauptfinanzposten und es wird sich daher bald auszahlen bzw. lohnen, wenn wir durch unabhängigen Strom finanziell entlastet werden. Wir müssen halt Investitionen nach vorne wagen, damit wir auf der langen Strecke bis zur Gewinnzone nicht ausbluten, da wir sonst ständig auf hohen Grundkosten sitzen bleiben. Ein weiterer Grund warum wir zugeschlagen haben, ist die Hoffnung auf noch mehr Unabhängigkeit, generell, wie auch beim Landkauf. Hier hat sich bisher nichts getan und ein weiterer Deal ist geplatzt. Ohne an dieser Stelle weiter auszuführen, lasse ich dies so stehen: Landkauf ist schwierig hier. Eine unabhängige Energieversorgung ermöglicht es uns, Kriterien miteinzubeziehen, welche wir bisher beim Erwerb eines Grundstückes nie hätten berücksichtigen können. Wir sind freier in der Auswahl und können auch Landflächen ins Auge fassen, die ideal für die Hühner sind, da sie ausserhalb des Zentrums und in freier Natur liegen. Die Lage wirkt sich natürlich positiv auf den Preis aus. Gut für uns, gut für die Poulets. Gut Ding will eben offenbar Weile haben. Let’s hope the best!
Endlich Land zu besitzen würde auch bedeuten, dass wir bald auch Legehennen halten könnten. Ein Traum würde für uns in Erfüllung gehen! Dann könnten auch die „Gottis und Göttis“ endlich ihre Patenhühner benennen und kennenlernen. Das wird aber voraussichtlich noch ein wenig dauern. Aber wir sind zuversichtlich, das kommt bestimmt bald.
Apropos Goodies: Wir haben schon einige Goodies ausgeliefert und einige (insbesondere die, die auf den Song von Lamine warten) kriegen ihr Goody in den nächsten Tagen.
Es gäbe noch viel zu erzählen! Fürs erste möchten wir die Berichterstattung hierbei belassen. Wir sind uns auch nicht sicher, ob unser Newsletter überhaupt gelesen wird und er noch interessiert (!?). Also zögert nicht, wenn ihr Interesse an bestimmten Themen habt, die wir vielleicht nicht oder nicht genügend ausgeführt haben und ihr mehr wissen möchtet, uns zu kontaktieren. Wir freuen uns über jedes Feedback, jede Reaktion und Nachfrage und beantworten diese gern.
Wir schicken herzliche Grüsse aus der Casamance und auf bald,
Lamine und Anja